Vor vielen Jahren war es für Verbraucher normal, zur Hausbank zu gehen, wenn sie einen Kredit brauchten. In der heutigen Zeit vergeben jedoch nicht nur Banken Kredite. Vor allem die sogenannten P2P-Kredite erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Was aber steckt hinter diesen Krediten?

Definition: Was ist ein P2P-Kredit?

Bei einem P2P-Kredit handelt es sich um ein Darlehen, das von einer Privatperson an eine andere Privatperson vergeben wird. Beim Kreditgeber handelt es sich also nicht um eine Bank, sondern um einen Verbraucher, der Geld anlegen möchte. Somit steht auf der einen Seite des Kreditgeschäfts der Kreditnehmer und auf der anderen Seite ein privater Geldgeber, der eine attraktive Möglichkeit sucht, sein Geld anzulegen. Die Rückzahlung erfolgt, wie bei gewöhnlichen Bankkrediten auch, in Form von monatlichen Raten, die aus Zins- und Tilgung bestehen.

Ein P2P-Kredit (auch peer-to-peer-Kredit genannt) kann über P2P-Plattformen beantragt werden. Diese Plattformen vermitteln zwischen den Privatpersonen und erheben dafür meist eine geringe Gebühr. Es gibt im Internet inzwischen zahlreiche dieser Plattformen. Wer einen P2P-Kredit beantragen möchte, kann das somit ganz bequem im Internet machen.

Wie genau erfolgt die Kreditbeantragung bei einem P2P-Kredit?

Vor der Aufnahme eines P2P-Kredits müssen sich Verbraucher auf einer der zahlreichen P2P-Plattformen anmelden. Dazu muss lediglich ein kurzer Registrierungsprozess durchlaufen werden. Anschließend können über einen Kreditrechner die gewünschten Kreditdaten eingegeben werden. Alle P2P-Plattformen bieten direkt auf der Startseite ein Feld an, in welches Interessenten den gewünschten Kreditbetrag, die Laufzeit und die Wunschrate eintragen können.

Im Anschluss daran erhalten Interessenten verschiedene Kreditangebote. Antragsteller wählen nun eines der Angebote aus und stellen einen Kreditantrag. Dafür müssen im ersten Schritt Angaben zu den persönlichen Daten gemacht werden. Zu diesen Angaben zählen beispielsweise Name, Geburtsdatum, Wohnort und Familienstand. Wurden alle persönlichen Daten eingegeben, müssen vom Antragsteller Angaben zu den wirtschaftlichen Verhältnissen eingegeben werden.

Die Angaben zu den wirtschaftlichen Verhältnissen sind notwendig, damit die privaten Geldgeber entscheiden können, ob sie dem Antragsteller einen Kredit geben oder nicht. Auch private Geldgeber sind nämlich daran interessiert, möglichst wenig Risiken einzugehen, wenn sie Geld verleihen. Zu den wirtschaftlichen Verhältnissen zählen das Einkommen, monatliche Ausgaben und die Vermögenssituation. Weiterhin wird auf einigen Plattformen auch die Schufa geprüft, bevor eine Kreditentscheidung erfolgt. In der Regel müssen Kreditnehmer Kontoauszüge, Arbeitsverträge oder Einkommensteuerbescheide hochladen, um ihre Angaben zu belegen.

Wurden alle Daten eingegeben, erfolgt die Weiterleitung an die privaten Geldgeber, die nun entscheiden können, ob sie den Kredit zu den angegebenen Konditionen vergeben möchten. Fällt die Kreditentscheidung positiv aus, erhält der Kreditnehmer eine Kreditzusage. Zu beachten ist, dass bei einem P2P-Kredit häufig nicht eine einzelne Privatperson den kompletten Kredit vergibt, sondern in der Regel sehr viele verschiedene Privatpersonen den Kredit zusammen vergeben.

Benötigt ein Darlehensnehmer beispielsweise 5.000,00 EUR, so kommt es häufig vor, dass 10 private Geldgeber dem Kreditnehmer über die P2P-Plattform jeweils 500,00 EUR geben. Somit wird das Risiko minimiert. Der Kreditnehmer bekommt den Kredit jedoch in voller Höhe ausgezahlt.

Wie erfolgt die Auszahlung bei einem P2P-Kredit?

Vor der Auszahlung müssen Darlehensnehmer natürlich den Kreditvertrag unterschreiben. Der Vertrag wird von dem Kreditvermittler (P2P-Plattform) vorbereitet und dem Kreditnehmer zugeschickt. Anschließend wird er unterschrieben und an die P2P-Plattform zurückgeschickt. Außerdem erfolgt vor der Auszahlung des Darlehens eine Identitätsfeststellung. Verbraucher müssen ihre Identität verifizieren. Das kann bei der Post (Post-Ident) oder online (Video-Ident) erfolgen. Nach Abschluss des gesamten Vorgangs kann das Geld auf ein Bankkonto ausgezahlt werden.

Welche Vorteile haben P2P-Kredite?

P2P-Kredite haben, im Vergleich zu gewöhnlichen Bankkrediten, einige Vorteile. Der größte Vorteil besteht darin, dass Kunden unabhängig von ihrer Hausbank sind. Hausbanken nutzen nämlich sehr gerne das Abhängigkeitsverhältnis ihrer Kunden, um Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen. Häufig wird die Kreditvergabe an die Voraussetzung geknüpft, dass beispielsweise eine Restschuldversicherung mit abgeschlossen werden muss.

Außerdem sind Verbraucher unabhängig von der Kreditentscheidung ihrer Hausbank. Nicht selten wird ein Kreditantrag von der Hausbank abgelehnt. In so einem Fall würde ein Kunde keinen Kredit bekommen und hätte Probleme, seine Liquiditätsengpässe zu beheben. Mit einem P2P-Kredit sind Kunden jedoch flexibel und können auch dann einen Kredit beantragen, wenn die Hausbank diesen ablehnt.

Letztlich sind es häufig vor allem Kunden mit mäßiger Bonität oder schlechter Schufa, die auf einer P2P-Plattform einen Kredit beantragen. Private Geldgeber sind oft bereit, Kredite auch an Personen mit mäßiger Bonität zu vergeben, weil diese eine höhere Rendite ermöglichen.

Wer kann über P2P-Plattformen einen P2P-Kredit beantragen?

Grundsätzlich kann jeder Verbraucher, der das 18. Lebensjahr vollendet hat, über die P2P-Plattformen einen P2P-Kredit beantragen. Auch Studenten, Rentner und Arbeitslose haben die Möglichkeit, einen P2P-Kredit zu bekommen.

Erfolgt die Vergabe eines P2P-Kredits immer über das Internet?

Da es sich bei einem P2P-Kredit um einen Kredit handelt, der von Privatpersonen an Privatpersonen vergeben wird, kann ein solcher Kredit natürlich auch offline vergeben werden. Es handelt sich bei jeder privaten Kreditvergabe um einen P2P-Kredit. Allerdings werden die meisten dieser Kredite online vergeben, da im Internet Anbieter und Nachfrager solcher Darlehen leichter zueinander finden.

Was passiert, wenn Kreditnehmer ihre Kreditraten nicht mehr zahlen können?

Natürlich kann auch bei P2P-Krediten der Fall eintreten, dass ein Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. In so einem Fall entstehen für Darlehensnehmer Kosten bzw. Gebühren durch Mahnungen und Zinsen. Für Kreditgeber bedeutet das allerdings nicht unbedingt, dass sie ihr Geld nicht mehr zurückbekommen. Die meisten P2P-Plattformen kümmern sich nämlich darum, dass Kreditnehmer die Raten weiterhin zahlen. Sie schreiben also die erforderlichen Mahnungen und leiten, sofern das erforderlich wird, das gerichtliche Mahnverfahren ein.

Viele der P2P-Plattformen bieten außerdem eine sogenannte Rückkaufgarantie an. Fällt ein Kredit aus, weil der Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommt, so zahlt die P2P-Plattform das Geld an den privaten Kreditgeber zurück.

Welche Unterschiede gibt es zwischen den einzelnen P2P-Plattformen?

Es gibt im Internet zahlreiche P2P-Plattformen, die grundsätzlich ähnlich aufgebaut sind. Zu den größten Unterschieden zählen aus Sicht der Kreditnehmer die Gebühren bzw. Kosten, die im Rahmen einer Kreditvergabe anfallen. Außerdem unterscheiden sich natürlich die Zinskonditionen der einzelnen P2P-Plattformen voneinander. Es ist daher sinnvoll, die Angebote mehrerer P2P-Plattformen miteinander zu vergleichen, bevor ein Kreditvertrag abgeschlossen wird.

Aus Sicht der Kreditgeber unterscheiden sich die Plattformen ebenfalls durch die Vermittlungsgebühren. Außerdem gibt es Unterschiede bei der Vorgehensweise, sofern ein Kredit ausfällt. Nicht alle Plattformen bieten eine Rückkaufgarantie an, sodass private Geldgeber vor der Kreditvergabe die verschiedenen Plattformen ausführlich miteinander vergleichen sollten.

Zusammenfassung

  • Bei einem P2P-Kredit handelt es sich um einen ganz gewöhnlichen Kredit – er wird jedoch nicht von einer Bank, sondern von einer Privatperson an eine andere Privatperson vergeben
  • P2P-Kredite werden in der Regel online über P2P-Plattformen vergeben, die zwischen den Privatpersonen vermitteln
  • Zu den größten Vorteilen eines P2P-Kredits zählt, dass Kunden mit mäßiger oder schlechter Bonität, die von ihrer Hausbank keinen Kredit bekommen, von Privatpersonen das benötigte Geld leihen können
  • Bekommt ein Darlehensnehmer Rückzahlungsprobleme, übernehmen die P2P-Plattformen das Mahnverfahren und bieten häufig eine Rückkaufgarantie an